OUThentisch @ school

Sicherlich erinnern sich alle an die eigene Jugend. Auf einmal beginnt der Körper sich zu verändern, Haare wachsen an unterschiedlichen Stellen, Jungs kommen in den Stimmbruch, bei Mädchen wachsen die Brüste, die Schule nervt, die Eltern sind auf einmal peinlich und irgendwo dazwischen beginnt man damit sich zurecht, sich selbst zu finden.

Jede Generation und Zeit bringt Trends mit sich, Dinge die man haben, Musik die man kennen muss, Sachen die man cool finden soll, um dazu zugehören … vielleicht sogar, um beliebt zu sein. Doch wie ist das, wenn man merkt, dass man „anders“ als die Anderen ist?

Wenn man nicht gerne macht, was „typisch für Jungs / Mädchen“ ist. Was ist, wenn Verhalten, Bewegungen, Interessen und Stärken nicht zu den Erwartungen des Umfelds / der Gesellschaft / der Eltern passen?

Was, wenn man sich gerade an der Schule befindet und vielleicht Ablehnung erfährt oder gemobbt wird? Mit wem kann man sich austauschen? Wer teilt vielleicht die Erfahrung?

Genau darum geht / ging es in der Projektgruppe „outhensich @school„. Einen Raum zu schaffen, in dem sich Jugendliche frei austauschen können.

Ein Teil des Bildungsplans beinhaltet „Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt“ und sieht vor, Verständnis für „Diversität“ an der Schule zu fördern. Jugendliche, die sich als „divers“ identifizieren oder dafür einsetzen möchten, können im Rahmen der Projektgruppe einen Schulleitsatz erarbeiten, welcher sich genau diesem Aspekt widmet.

Diversität kann mit Vielfalt übersetzt werden, was letztlich bedeutet, dass Menschen komplett verschieden sein können und trotzdem gleich behandelt werden sollen. Ein besonderer Fokus liegt hier auf die LGBTQ+Gemeinschaft.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer es sein kann in „ländlicher Umgebung“ als Teil der LGBTQ Community aufzuwachsen. Als ich damals auf der Realschule war, hatte ich es nicht leicht. Ich werde wohl nie vergessen, wie oft ich als „Schwuchtel“ beschimpft wurde, Angst davor hatte auf den Schulhof zu gehen und nur wenig Freunde hatte. Damals gab es noch keine sozialen Medien, in denen ich mich mit Gleichgesinnten austauschen hätte können, geschweige denn eine „Anlaufstelle“, zu der ich hätte gehen können. Es hat lange gedauert – über die Zeit auf dem Gymnasium bis zum Ende meines Studiums, bis ich den Mut gefasst hatte, mich meiner Wahrheit zu stellen.

Heute, mit 34, weiß ich, dass es unbeschreiblich wichtig ist, den Kindern von heute nicht nur eine Stütze in diesem Prozess zu sein, sondern auch an Schulen Verständnis zu schaffen, denn nur so wird es in Zukunft mehr Akzeptanz geben.

outhentisch ist eine Kombination aus „Outing“ und „authentisch“, wobei Outing als eine „ich bin“ Aussage zu verstehen ist und m.E. eine der stärksten Aussagen ist, die ein Mensch treffen kann. Ich bin davon überzeugt, dass je mehr diese authentisch sind, man letztlich zu sich findet – wissentlich, dass dies ein fortwährender Prozess ist.



RÜCKBLICK

Nach einem Schuljahr bin ich nicht nur unglaublich stolz auf all die Kids / Teenager, sondern auch besonders dankbar! Der offene Austausch – gemeinsam mit dem Schulsozialarbeiter – schaffte einen Raum, in dem alle so sein durften, wie sie sind und ihre Erfahrungen teilen.

Einige Aktionen wurden geplant, doch leider reichte uns die Zeit nicht aus, alle umzusetzen. Neben der XL-Podcastfolge (mit Rektor Torsten Huber, Schulsozialarbeiter Pascal und drei queeren Kids) realisierten wir die „ASK THE RAINBOW“-Fragebox.

Eine Box, welche dauerhaft in der Schulaula befestigt wurde und die Möglichkeit bietet anonym Fragen rund um das Thema „Queer“ zu stellen. Eingeworfene Zettel werden durch die Projektgruppe beantwortet und zeitnahe im Aushangkasten daneben gezeigt.

Es ist nicht nur die Möglichkeit in Kontakt zu treten, sondern ein dauerhaft sichtbares Zeichen und Statement ➜ Diverstität gehört dazu.“

Du hast Fragen dazu? Du möchtest dich dazu austauschen? Schick mir gerne eine Nachricht.


Danke an Torsten Huber und die Realschule Rheinau. Danke, dass wir dieses Projekt gemeinsam umgesetzt haben.